Nachdem im letzten Jahr mit ASSASSINS CREED VALHALLA und WATCH DOGS LEGION die erste n NextGen-Titel von UbiSoft erschienen sind, folgt in diesem Jahr FAR CRY 6, dem nun mehr vierzehnten Game der FAR CRY-Reihe (zumindest sofern man auch die acht Ableger, wie zuletzt FAR CRY NEW DAWN, hinzuzählt). Verantwortlich zeigt sich UbiSoft Toronto, die Unterstützung von elf (!) weiteren UbiSoft-Studios bei der Entwicklung erhalten haben. Was bleibt groß zu FAR CRY zu sagen? Die UbiSoft bekannte Open-World-Formel wird wieder kombiniert mit einer verrückten überdrehten Geschichte, einer unvorhersehbaren, überraschenden und abenteuerlichen Überlebensfantasie. Während FAR CRY 5 noch in den USA im fiktiven Hope County die Geschichte um den „verrückten“ Priester Joseph Seed erzählt, geht es für FAR CRY 6 in die Karibik.
Ob diese Setting zu Reihe passt und auch ansonsten der Titel den wünschen und Vorstellungen entspricht? Wir verraten es euch in unserem Test!

Wie bereits erwähnt spielt FAR CRY 6 in der Karibik, genauer gesagt auf der von Kuba inspirierten Karibikinsel Yara. Hier herrscht El Presidente Antón Castillo (verkörpert von Giancarlo Esposito – bekannt aus u.a. Breaking Bad oder The Mandalorian), er muss sich gegen eine anhaltende Revolution zur wehr setzen und zeitgleich seinen pubertären Sohn Diego vorbereiten sein Amt zu übernehmen. Ihr als Spieler übernehmt dagegen Dani Rojas ein für die Freiheit kämpfende/n Guerilla SoldatenIn (ihr könnt wählen ob männlich oder weiblich). Euer Ziel? Die Revolution zum Erfolg verhelfen und El Presidente zu Fall bringen.
Yara ist in fünf Regionen aufgeteilt und die größte Spielwelt die es bisher in FAR CRY gab. Ihr könnt euch hier frei bewegen und müsst keinem stringenten Weg folgen. Auf der Karte findet ihr viele Missionen, Aufgaben, Hinweise etc. Letztendlich müsst ihr die einzelnen Regionen von der Unterdrückung von Castillo befreien und zum Schluss Yaras Hauptstadt einnehmen. Auf dem Weg dahin gibt es zwar viele verschiedenen Missionstypen, aber leider wiederholen sie sich doch relativ schnell. Mal ein Tankdepot einnehmen, ein paar Waffen oder Autos stehlen, usw. Je verrückter eure Questgeber sind, desto stranger sind auch die entsprechenden Missionen. Leider ist nicht so ganz klar, ob die Geschichte jetzt ernst und dramatisch sein soll oder doch einfach nur ein Beiwerk für die vielen schrillen Aktivitäten. Und das ist eigentlich sehr schade, da das Grundgerüst deutlich mehr Tiefgang in verschiedene Thematiken wie Unterdrückung von Minderheiten, Faschismus, Massenmord oder Menschenhandel geboten hätte. Und das ist auch bei den meisten Missionen das Problem, die einfach sehr oberflächlich und nicht erinnerungswürdig sind. Einzig eine Mission kann man hier herausnehmen, dass diese direkt zu Beginn noch auf der Tutorialinsel ist, zeigt die genannte Problematik. In der Mission geht es darum auf einer Drogenplantage von Castillo mit einem Flammenwerfer alle Pflanzen zu vernichten. Hierbei unterstützt euch ein Anhänger der Widerstandsbewegung Libertad. Nach dem Ausspähen der Plantage beginnt dieser das Lied „Bella Ciao“ zu summen. In einer anderen Version war der Titel 2018 in den Charts, tatsächlich hat er aber eine über 100 Jahre alte Geschichte und wurde bspw. während des zweiten Weltkriegs von der Widerstandsbewegung gegen den Faschismus gesungen. Dieses Lied wird auch während ihr in der Plantage die Pflanzen niederbrennt als musikalische Untermalung genutzt und sogar vom Protagonisten nochmals aufgegriffen. Diese ist in ihrer Gesamtheit von Stimmung, Intensität und auch mitreisend, einfach perfekt. Leider wird dieser Grad im nachfolgenden Spielverlauf nie wieder erreicht…

Das Gameplay hat in diesem Teil eine „Schleich-Komponente“ hinzugewonnen. Während in vergangenen Teilen zumeist der Frontalangriff mit purer Waffengewalt das Ziel erfüllte, kann man jetzt auch den taktischeren Weg einschlagen. Hierzu sollte man sich einen höher gelegenen Aussichtspunkt suchen und kann dann mit dem Smartphone die Gegend scouten (u.a. Gegner und Ziele markieren). Nichtsdestotrotz könnt ihr weiterhin den Frontalangriff wählen, allerdings bringt die andere Variante in der Regel mehr Boni in Form von Ausrüstung und Erfahrungspunkte mit sich. Neu ist auch, dass es die Möglichkeit gibt die eigene Waffe im Holster zu verstauen, um so an Gegnern unbemerkt vorbeizugelingen. Klingt eigentlich Banal, aber dies ist schon eine sehr praktische Sache und ändert das Gameplay deutlich.
Wenige Rollenspielelemente, wie ein Entwicklungsbaum, Ausrüstung oder auch die Möglichkeit die eigenen Waffen anzupassen. Leider sind die beiden erstgenannten doch etwas sparsam umgesetzt. So gibt es zwar Ausrüstung wie Handschuhe, Oberbekleidung oder auch Schuhe, diesen wird aber keine direkte Fähigkeit zugeordnet, sondern Bonuseffekte wie ein in der Ausrüstung implementierter Feuerlöscher, schnelleres Sprinten oder die Aufnahme von mehr Munition. In Sachen Waffen gibt es noch besonders erwähnenswerte Impro-Waffen und die sogenannten Supremo. Während Impro-Waffen verrückte Waffen wie Flammenwerfer oder ein CD-Werfer sind, die Supreme sind dagegen aufladbare Fähigkeiten wie ein Raketensalven schießender Rucksack. Auch noch erwähnt werden müssen sind die Amigos. Eure tierischen Freunde stehen euch in nahezu allen Missionen zur Seite. Sei es zu Beginn ein Krokodil, gesellen sich im Laufe des Spiels ein Hund mit einer Bewegungseinschränkung oder ein Kampfhahn hinzu. Diese Freunde haben alle besondere Fähigkeiten und sind tatsächlich im Kampf extrem nützlich. Zum Thema Kampfhahn gibt es übrigens noch ein sehr gut gelungenes BeatEmUp-Minispiel aller STREET FIGHTER.
Was fehlt ist ein wenig das Feedback für erfolgte Treffer, hier sind die Anzeigen und entsprechende Animationen nicht sonderlich aufschlussreich.
Gelobt werden müssen auch die Einstellungsmöglichkeiten. Zwar gibt es nur zwei Schwierigkeitsstufen – einmal ein extra leichter Story-Modus und ein normaler Modus, der allerdings für Erfahrene Shooter-Spieler ziemlich leicht wirken kann – dafür aber viele Settings zur Steuerung, Gameplay-Hilfen, Interface, Accessibility usw.

Technisch macht FAR CRY 6 einen soliden Eindruck, allerdings auch leider nicht mehr. Das Spiel arbeitet mit einer dynamischen Auflösung, auf der XBOX SERIES X liegt diese zwischen 1728 und 2160p (auf der SERIES S werden Werte zwischen 1080p und 1440p erreicht). Immerhin werden nahezu konstant 60fps erreicht. Eine Möglichkeit den Grafikmodus oder Detailgrad zu verändern gibt es nicht und auch RayTracing ist der PC-Version vorenthalten. Leider scheinen die Cutscenes auf 30 fps beschränkt zu sein. Ansonsten sieht das Spiel und gerade die Spielwelt – besonders bei Sonnenauf- bzw. -untergang sehr gut aus. Kritisieren muss man leider manche Charaktermodelle und hier besonders die Gesichter. Generell sehen auch Animationen und Mimiken nicht besonders gut und zeitgemäß aus. Auch das einige Gebäude wiederholt an verschiedenen Stellen in der Spielwelt auftauchen fällt leider häufiger auf.
Der Sound ist sehr gut gelungen. Sowohl die Soundeffekte, die musikalische Untermalung und die Synchronisation – auch vollständig auf deutsch verfügbar – können sich sehen bzw. hören lassen.
Ein Multiplayer-Modus hat der Titel ebenfalls zu bieten, hierbei handelt es sich um einen online KoOp-Modus für zwei Spieler. Allerdings wirkt dieser nicht ganz ausgereift bzw. durchdacht. Der Speicherstand bleibt nämlich einzig bei dem ersten Spieler (Host). Der Mitspieler kann höchstens gefunden Ausrüstung und Erfahrung mit in seinen Spielstand nehmen, jeglichen Spielefortschritt, der beim Host erreicht wurde bringt dem zweiten Spieler leider nichts.

Post-Launch Content wurde auch bereits angekündigt: Neben neuen wöchentlichen Aufständen und neuer Ausrüstung, sollen im Oktober und November noch mehrere Spezialmissionen erscheinen. Für Dezember, Februar und März sind sogenannte Crossover-Missionen geplant. In diesen verbündet ihr euch mit Danny Trejo (besser bekannt als Machete), erlebt mit einem Rambo-Fanatiker ein 80er Revival oder begebt euch in die Welt von Stranger Things in dem ihr Chorizo retten müsst. Dies klingt sehr spannend und interessant, wie das ganze dann aber tatsächlich umgesetzt wird, muss erstmal abgewartet werden. Dieser ganze Content wird sogar gratis sein. Anders sieht es bei den drei bereits angekündigten und im Season Pass enthalten DLCs aus. Diese drei sind für November, Januar und März geplant und lassen euch jeweils in die Rolle einer der „Verrückten“-Gegenspieler aus FAR CRY 3,4 und 5 schlüpfen. Genaue Einzelheiten gibt es nicht, aber es werden wohl Roguelite-Missionen sein in denen Ihr den psychischen Abgründen der Bösewichte entkommen müsst. Im Season Pass ist übrigens auch die Remastered-edition von FAR CRY 3: BLOOD DRAGON aus dem Jahre 2013 enthalten.